Wallgard - Bollwerk im Südosten des Reiches. So wird das sonnige Land oft genannt und kein
anderer Name würde seine Funktion besser beschreiben. Nach dem Bruch der Sterne begründet
und als Lehen vergeben, hat sich seit Jahrhunderten nichts daran geändert. Nichts prägte
die Menschen und das Land so sehr, wie die ständige Bereitschaft und Wachsamkeit, wie das
Warten auf den, so die Götter wollen, hoffentlich nie wiederkehrenden Schrecken.
Die Markgrafschaft Wallgard ist, vom militärischen Standpunkt aus gesehen, die Großmacht
unter den thamorischen Provinzen. Der allgemeine Wehrdienst sorgt dafür, dass ein jeder
Bürger zumindest weiß, wie man Schwert und Speer richtig hält. Und doch hat Wallgard nie
den Ausschlag in inneren Konflikten gegeben. Neutralität nennen es die Gelehrten,
Pflichtbewusstsein die Wallgardter.
"Was gehen uns die Streitigkeiten der Zagroscher und Malorier an?", fragte vor nicht langer
Zeit ein hoher Berater der Markgräfin, "Uns obliegt der Wall, nicht das kleinliche Gestreite
zwischen beleidigten Adeligen. Wie sollten sie sich streiten können, wenn wir nicht unsere
Pflicht erfüllten."
Und wie sind sie nun, die Wallgardter? Zunächst einmal gibt es "den" Wallgardter nicht.
Genauso wenig, wie "den" Arnsteiner oder "den" Ramotorier. Und doch sind den Meisten einige
Wesenszüge gemein, denn der Dienst in der Wallgarde prägt. Fast alle Wallgardter, die ich
bisher getroffen habe, sind freundliche Menschen, offen für Neues und ganz bestimmt nicht
engstirnig.
Gut, Ausnahmen mag es natürlich geben, aber was sollen sie auch tun? Nach dem Krieg war das
Land fast leergefegt und als die Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehrten, da waren
sie viel zu wenige, um das Land wieder aufbauen und zu Wohlstand bringen zu können. Also
zogen Fremde zu. Ihr müsst wissen, dass gerade Leibeigene, die sich bereit erklärten nach
Wallgard zu ziehen, damals zu freien Bürgern erklärt wurden. Und so sammelten sich viele
verschiedene Menschenschläge dort und leben nun schon seit Jahrhunderten zusammen. Manchmal
sind sie ein wenig knapp, wenn man mit Ihnen spricht, aber fragt einmal einen Wallgardter
nach dem Weg...
...wenn er ihn weiß, dann wisst Ihr ihn bald auch.
Kurz, knapp, präzise. Das beschreibt die jungen Wallgardter wohl recht gut, wenn sie gerade
frisch aus der Armee kommen.
Und von der Armee ist das ganze Land beeinflusst. Jeder hat irgendwelche Geschichten aus
seiner Dienstzeit zu erzählen und das tun sie auch mit Begeisterung. Das Hinterland ist fest
in der Hand von Bauern und Handwerkern.
Von der Fläche her ist Wallgard eins der größten Länder Thamoriens und trotzdem reicht das,
was die zahllosen Bauern anbauen, nicht aus, um alle Bürger zu versorgen. So wird immer wieder
in Dreieich Korn gekauft.
Aber wo wir gerade von Bürgern und Bauern sprechen:
Macht Euch da keine falschen Vorstellungen, denn in Wallgard ist jeder ein Bürger. Keinem
Einheimischen, und sei es ein kleiner Tagelöhner, wird dieses Recht vorenthalten, denn nur
Bürger dürfen Waffen tragen. Zugezogene jedoch müssen sich dieses Recht erst verdienen, indem
sie ihren Wehrdienst leisten.
Das Wallgardter Schmiedehandwerk ist weit über die Grenzen Thamoriens hinaus bekannt. Mal
abgesehen von den Zwergen, machen die wallgardter Schmiede die besten Waffen und Rüstungen des
Reiches. Man denke nur an so bekannte Namen wie Kollmer und Bracher, oder den Hoflieferanten der
Markgräfin, Falkwart Groterian. Angeblich werden über den Hafen von Port Lank ferne Länder wie
das drianische Zey und Lino und, noch weiter weg, sogar Trunos beliefert.
Nun ja, Wallgard ist groß und es zu beschreiben ist schwer. Vielleicht habt Ihr einen kleinen
Eindruck bekommen.
Wenn ihr es wirklich kennen lernen wollt, dann bleibt Euch nur eins:
Reist hin und schaut selber.