Lassen Sie uns den südlichsten Landstrich Thamoriens genauer betrachten. Dort liegt das Fürstentum Winzbach mit seiner Hauptstadt Niekenbach.
Das bekannteste Ausfuhrgut ist der Wein, der in drei großen Anbaugebieten zur Reife wächst. [...]
Städte und Landmarken
Die Hauptstadt des Landes ist Niekenbach. Im Gegensatz zu den Hauptstädten der anderen Fürstentümer und Grafschaften gleicht Niekenbach eher
einer Provinzstadt, doch dies sollte niemand einem Bürger des Fürstentums Winzbach gegenüber erwähnen, denn schließlich hat man sich gegenüber
Zagrosch und Malorien behauptet und wurde über kurz zu einem Lorrebenanbaugebiet erster Güte in Thamorien. Zu den größeren Städten gehören
Trogingen und Rebenbach - auch hier sollte erwähnt werden, dass diese Städte in anderen Provinzen als größere Dörfer bezeichnet werden, aber
ich werde nicht müde zu erklären, dass Niekenbach nicht als hinterwäldlerische Stadt benannt werden darf.
Die wichtigste Landmarke ist die Nieke, deren Ursprung im winzbachschen Forst liegt, und sich nördlich von Trogingen mit dem Crom zur
großen Nieke vereinigt, welche nahe der Grenze zu Arnstein in den thamorianischen Ozean fließt. Ansonsten finden sich in Winzbach keine
Erhebungen, die einer Erwähnung wert sind. Lediglich die drei großen Anbaugebiete für Vinloren sind über die Grenzen in ganz Thamorien bekannt,
doch davon später. [...]
Niekenbacher Westhang
Gespeist wird diese Gegend durch die Nieke, einem Fluss, die ihren Ursprung im winzbachschen Grenzgebiet nimmt. Die Westlage
dieses Lorrebenanbaugebietes sorgt für den süßlichen Geschmack, da die Sonneneinstrahlung von mittags an die Vinloren reifen lässt.
Insgesamt lässt sich der Niekenbacher Westhang in drei verschiedene Abschnitte einteilen, die von Süd nach Nord klassifiziert werden. Je
nördlicher die Vinloren wachsen, desto später im Jahr werden sie geerntet, so dass der Niekenbacher Most zu den früheren Weinen des Jahres
gehört. Zumeist ist er auch eher weniger vergoren, als die anderen. Außerdem ist der Niekenbacher, der nach der Hauptstadt der Provinz benannt
ist, der einzige Weißwein in diesem Anbaugebiet. Nördlich davon liegen die Lorrebenberge der Querschenburger Spätlese. Seit 836nRg ist der
Besitzer Freiherr Arnion von Querschenburg dazu übergegangen nicht nur reine Rot- und Weißlorrebenberge zu bewirtschaften, sondern eine Mischung,
die seit dem oben genannten Jahr als Querschenburger Spätlese in den Weinhandlungen bekannt ist. Wie der Name Spätlese sagt, wird in diesem Gebiet
darauf geachtet, dass die Vinloren noch vor dem ersten Frost geerntet werden, also zumeist vor Beginn des Nebelmondes. Als drittes Anbaugebiet
in diesem Bereich gilt der Weilersbrunner Frost, deren Lorrebenberge dem Edlen Firanyion von Weilersbrunn gehören. Diese Vinloren werden nach
der ersten Frostwoche (ungefähr zum Ende des Nebelmondes) gelesen. Der späte Lesetermin hängt mit der "nördlichsten" Lage in diesem Gebiet
zusammen. Es handelt sich bei diesem Wein um einen Rotwein. [...]
Troginger Südhalbinsel
Die Troginger Südhalbinsel liegt, wie der Name schon sagt vollständig auf einem Landstrich, der nur an einer Seite mit dem thamorischen
Festland verbunden ist. Dort herrschen die günstigsten Wetterbedingungen für den Lorrebenanbau. Die Sonne scheint an den meisten Tagen
während der Sommermonde, während es in den Nächten durch die Nähe zum Meer eine angenehme Kühlung für die Vinloren bringt. Der Nebel,
der zu den meisten Tagen im Jahr in den Morgenstunden über der Halbinsel hängt, sorgt für eine hervorragende Bewässerung aus der Luft.
Ebenso gibt es hier die bekannte Dreiteilung, wie wir sie [...] schon kennen gelernt haben. In allen drei Teilgebieten wird ausnahmslos
Rotwein angebaut, der, je nach Sonneneinstrahlung, eher denjenigen zugetragen ist, die die trockeneren Rotweine mögen. Von Süd nach Nord
ist hier als erstes die Weissenwander Spätlese zu erwähnen, dessen Besitzer Baron Garbion von Weissenstedt für die Ursprünglichkeit des
Rotweinanbaus verantwortlich ist. Ebenso gilt für diese Spätlese, dass sie vor dem ersten Frost geerntet werden muss, damit die Vinloren
nicht durch die bittere Kälte zerstört werden. Im letzten Jahr ist es zu einem dieser seltenen Zwischenfälle gekommen, dass der Frost in
diesem Bereich zu früh kam und nicht die komplette Lese eingefahren war. Aus diesem Grund wirkte die letzte Spätlese aus diesem Gebiet
eher etwas bitter und wurde erst im Abgang süßlich. Nördlich dieses Gebietes liegt das Weingut Führenstetter. Die Weine aus diesem Gebiet
zeichnen sich durch die annehme Trinkbarkeit während der warmen Sommernächte aus. Wenn es in einem Schankhaus heißt: "Wer möchte einen
Führenstetter?", so gehen unwillkürlich viele Hände nach oben, um nur ein Glas des Getränkes zu bekommen. Der angenehm süffige Nachgeschmack
lässt jedem Weinkenner das Herz höher schlagen. Und der nördlichste Bereich auf der Troginger Südhalbinsel nennt sich Kapauner Onir, nach
dem Besitzer des Gutes Onir von Kapaun. Dieser Rotwein gilt als der Trockenste aller thamorischer Rotweine. Die Vinloren als solches
gegessen, schmecken wegen fehlender Kerne allerdings besonders angenehm. [...]
Rebenbacher Süd-Thamoriam
Das Rebenbacher Süd-Thamoriam ist das Lorrebenanbaugebiet, in welchem die alkoholreichsten Weinprodukte zur Reife gedeihen. Im Gegensatz
zu den anderen beiden Anbaugebieten, ist dies das größte zusammenhängendste Weingebiet, das nur einer Familie gehört. Die Familie
Landenbracher ist seit 300 Jahren in diesem Bereich tätig und der jährlich wiederkehrende Landenbracher Sonnenschein, ein deftiger Weißwein
wird gerne zu schärferen oder fetteren Gerichten getrunken. Ein weiteres Weinprodukt aus dieser Gegend ist das Landenbracher Lebenswasser.
Im Gegensatz zu den Weinen aus dieser Gegend gilt das Lebenswasser unter Fachleuten in der Tat als Lebens-Wasser. Es gab vor einigen Jahren
die Geschichte, dass bei einem Einsturz eines Hauses erst nach einigen Tagen eine Person gefunden wurde. Diese war zweifelsohne des Lebens
so weit beraubt, dass niemand es für möglich hielt, dass sie jemals wieder unter die Lebenden kommen würde, doch unter den Rettern war einer
der Familie Landenbracher, und die probierten dieses Getränk aus, und siehe da, die Person konnte sich noch einige weitere Jahre ihres
Lebens erfreuen. In wie weit diese Geschichte der Wahrheit entspricht, möchte ich dahingestellt lassen, aber wohl sorgt das Lebenswasser
für Wärme in den kalten Monden des Jahres. [...]
(aus der Encyclopedia Thamorium, Bd. 4, Seite 337 und 338; Hrsg.: Signor Ragiato al Forenso im Jahre 855nRg)